1637 berichtet der Breusdorfer Pfarrer Johann Lunitz:
„… nachdem die Peste zu Heyerßdorf ettliche Monden zimlich grassiret, indem da es zuerst in Jacob Engerts Hauß kommen, da haben de Leute einander durchaß nicht gemieden. Undt habens einander selbst zugetragen. Die Inficirten sindt überall in die Kirche, in die Städte, ja den Leuten mit Willen über den Halß, ja gar in die Häuser gelauffen. Da hat kein Vermahnen geholffen. Und es ist so weit kohmen, das sie selbst kein Hauß wissen zu nennen, das nicht inficirt were, diese Unordnung ist nicht zu loben, das sie vor nen Leuten ungeschauetnuff den Halß undt in die Häuser lauffen undt wie es der Herr Lütholz nennet: Mörder an den Nachbarn werden.“
Quelle: Kirchliches Archiv Leipzig, Kirchenbuch Breunsdorf 1631–1671
Anscheinend mussten die Menschen damals erst leidvoll erleben, wie nötig es war, Regeln im persönlichen Umgang miteinander einzuhalten.
Ein anderer Bericht bezeugt, dass man später sogar die Richtung des Windes beachtete, wenn man sich einer infizierten Person näherte:
„Demnach im Dorfe Heyersdorff Allerley Anfällige Seuchen, unter andern auch die gifftige Pestilentze sich ereugnen unnd mercken laßen, wann dann Fraw Maria, George Kölers seelig nachgelaßenen Witben doselbsten, sich auch kranck und unbas befunden, hat sie den Richter Hanß Batheln zu sich erfordern laßen, Ihme angezeigt, wie sie vermerckte, das die Krankheit sie anstieße, undt ihn gebethen, das er dem Herrn Pfarrer ansprechen wolle, das er zue ihr kehme, ihre Beichte hörete, undt das Heilige Abendtmahl reichete, Ihme auch ferner gebethen, das er sich mit seinen zugeordneten Gerichts Schöppen, gleich mit dahin wolle begeben, denn sie gäntzlich bey ihr beschloßen, von ihrer Verlaßenschafft den beyden Kirchen zue Breunsdorff und Heyersdorff wie auch Dienern der Kirchen etwas zu bescheiden, damit solches auch mit verrichtet würde, alß nun der Hr. Pfarrer zue Breunßdorff, Hr. Johann Luntze, in Martin Barthels Garthen, hinden gegen dem Felde, so weit mann Bequemlichkeitt hatte, das die Lufft von Ihnen gegen die inficirten Häuser abstieße, erschienen, ist zugleich mit erschienen die Gerichte zu Heyersdorff.
Alß Hanß Barthell, Richter, sambt seinen Schöppen … Da ist gedachte Maria, George Kölers sellige Wittbe, alß die damahls noch zuwege undt Stege gehen können, zue ihnen hinaus in Garthen kommen, und bey guter Vernunfft ohne einiges Menschen Anhalten, auß eigener Bewendnis ihres christlichen Gemüths … folgende Verordnung machen wollen; …“
Es folgen die testamentarischen Verfügungen der Maria Köhler:
„Dieß alles ist geschehen am zwölfften Sontag nach Trinitatis, war der 27. August Anno 1637. Darauff ist sie den 4. Tagk hernach alß den 31. August seelig vorschieden und den 1. September … mit einer Leichenpredigt zur Erden bestattet worden.“
Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 12613 Gerichtsbücher, AG Borna, Nr. 15, Blatt 35 ff.
Diese Maria Köhler war – wie im Breunsdorfer Kirchenbuch zu lesen ist – „ein jung Weib von 25 Jahren“. Ihr Mann Georg war nur wenige Wochen zuvor, am 8. August 1637, wie es hieß, „peste ohne Predigt bestattet“ worden.
Pfarrer Lunitz musste am Ende des Pestjahres 1637 festellen:
„Sind also in diesem abgelauffenen Jahr nach Gottes Willen in diesem Kirchspiel 154 Personen verschieden, … als 48 alhirzu Breunsdorff undt 35 zu Bergßdorff und in Filial Heyerßdorff 71.“
Quelle: Kirchliches Archiv Leipzig, Kirchenbuch Breunsdorf 1631–1671
Dass man schon zu früheren Zeiten nach vorbeugenden Maßnahmen gegen grassierende Seuchen suchte, bezeugt ein handschriftlich überliefertes Rezept für eine Medizin, die vor der Pest schützen sollte. Es ist Bestandteil einer Rezeptsammlung aus dem 18. Jahrhundert, die im Volkskundemuseum Wyhra aufbewahrt wird.

Sein Text lautet:
„131. Für die Pestilenz, 4 Lot Brombeerenblätter, 4 Lot Beifuß, 4 Lot Salbei, [von] der schmalen [Sorte], 4 Lot Weinrauten. Diese Kräuter klein geschnitten, in einem Mörser klein gestoßen. Tue sie alle in ein sauberes Glas, schütte ein Maß guten feinen Wein darüber [und] laß dies über Nacht stehen. Danach seihe es durch ein Tuch, drücke es gut aus, tue 3 Lot guten gestoßenen Ingwer hinein, rühre es gut um und trinke 9 Morgen nüchtern alle Morgen einen Löffel voll. Rühre es allemal gut um. So ist man vor der Pest und [vor] Gift ein Jahr lang sicher mit Gottes Hilfe.
NB. Einem Kind muss man den Löffel nicht zu voll machen. Diesen Trank hat Johann Herbstreit in Budersbergk in zwei Pestilenzsterben heilsam und probat erfunden.“
Der Text des Rezeptes wurde der heutigen Sprache und Rechtschreibung behutsam angepasst.
Zusammengestellt und geschrieben von Dr. Hans-Jürgen Ketzer (2020)